Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse (SWOT)
Zu den von vielen Unternehmern gefürchteten Themen gehört der Blick auf die eigenen Stärken und Schwächen. Obwohl die Chancen und Potenziale – sie sind die zentralen Werte und Fundamente des Unternehmens – oft überwiegen: Kommt die Rede auf eine Stärken-Schwächen-Analyse, kann sich die Stimmung im Raum schlagartig abkühlen. Egal, wie gut das Ergebnis sein mag, allein die Tatsache, dass von außen jemand dem eigenen Unternehmen in die Karten blickt, löst Sorgen und Befindlichkeiten aus. Diese Analyse offenbart, wo das Unternehmen steht und welche Vorgehensweisen und Ideen für die Zukunft daraus entwickelt werden können.
Die Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse ist eine unverzichtbare Voraussetzung, die Unternehmensstrategie zu planen und zu entwickeln. Schon der alte Clausewitz wusste: „Taktik ist die Kunst, Schlachten zu gewinnen. Strategie ist die Kunst, Kriege zu gewinnen.“ Höchste Zeit, den Zustand eines Unternehmens zu durchleuchten, damit Wege ermittelt werden können, wie dieses erfolgversprechend im Wettbewerb und Markt unterwegs sein kann. Das Eine bedingt das Andere, ergänzt es.
Wer es mit einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse ernst meint, ist bereit, das eigene Unternehmen kritisch von außen und innen durchleuchten zu lassen. Es gilt, die Hosen runterzulassen. Allein bei diesem Gedanken treten vielen Unternehmenslenkern die Schweißperlen auf die Stirn.
Durch einen kritischen Blick von oben und aus der Innenschau gelangen Dinge ans Tageslicht, die, bisher im Verborgenen schlummernd, ein höchst ruhiges, weil unbeobachtetes, Dasein führten. Der Blick in die Schatten und toten Winkel ist wesentlich für diese Art der Analyse. Ihr Scheinwerfer leuchtet auch in die dunklen Ecken; dorthin, wo lange niemand mehr nachgesehen hat. Denn dass diese Ecken bisher so wenig beleuchtet wurden, hat meistens einen Grund.
Aus dem Gesehenen leiten sich meist Ideen ab, die Pflöcke neu und anders einzuschlagen. Ohne Funkenflug funktioniert dies leider selten. Neues reibt sich erfahrungsgemäß gerne an dem Gewohnten. Innovationen schaffen Unruhe und kreuzen unabwendbar die Klinge mit bisheriger Routine. Niemand mistet einen Stall aus, ohne dass es stinkt. Wer mit neuem Besen kehrt, wirbelt zwangsläufig den Staub der Vergangenheit auf. Dass dabei unangenehme Wahrheiten herauskommen könnten, lastet wie ein Alpdruck auf der Geschäftsführung. Eine typische Reaktion sind Flucht und Abwehr mit vermeidenden Sätzen wie:
„Damit fangen wir erst gar nicht an.
Das haben wir schon immer so gemacht.
Machen Sie bloß nicht die Pferde scheu!
Bitte keine schlafenden Hunde wecken!“
Diesen Befürchtungen zum Trotz dient eine SWOT-Analyse, so der genaue Begriff aus der Betriebswirtschaft, zur Standortanalyse. Es geht um den Ist-Zustand:
- In welchem Zustand befindet sich das Unternehmen?
- Was geht gut, was könnte besser gehen?
Natürlich schweben diese Fragen nicht im luftleeren Raum. Es geht um Zieldienlichkeit und die Frage nach dem Wofür:
- Was wollen wir?
- Wo wollen wir hin?
- Stehen Chancen oder Risiken im Fokus?
- Werden Erfolg und Gelingen ermöglicht oder Gefahren abgewehrt, Fehler vermieden?
- Welchem Zweck dient die Analyse?
- Was werden wir zukünftig anders tun?
- Was brauchen wir, um dies zu erkennen und umzusetzen?
Je genauer diese Ziele umrissen sind, desto größer ist die Chance, Eigendynamik freizusetzen. Es geht nicht um Erbsenzählerei. Eine SWOT-Analyse beschreibt, was ist. Sie zeigt, wo die Truppe steht. In welche Richtung sie in Marsch gesetzt wird, ist eine strategische Frage, die sich daraus ableitet. Die Analyse ist die Mutter der Strategie. Beide werden gerne verwechselt und damit der zweite Schritt vor dem ersten getan.
Besonders segensreich erweist sich, das eigene Team mit in diesen Prozess einzubinden. Durch einen Blick von außen allein wird nur wenig Tiefenschärfe gewonnen. Bei meiner Arbeit als Unternehmensentwickler bin ich tagelang mit Monteuren, Technikern und Ingenieuren unterwegs. Draußen oder vor Ort, auf der Baustelle, auf Messen, in der Produktion, in der Verwaltung, beim Kunden spielt die Musik. Dort können wir dem Herzschlag eines Unternehmens lauschen. Schlägt er kraftvoll gleichmäßig oder stolpert sein Rhythmus vor sich hin? Erfahrungsgemäß weiß eine Belegschaft genau, wo etwas im eigenen Unternehmen knirscht und hakt. Dem Team müssen nur die richtigen Fragen gestellt werden. Öffentliche Förderung macht’s möglich. Befragungen erfordern Vertrauen und die Freiheit, Wahrheiten aus- und ansprechen zu können. Bereits das lässt spannende Schlüsse über den Status quo und die Perspektiven der Firma zu. Jeder Skipper, der Segel setzt und zu neuen Ufern aufbricht, wirft zuvor einen Blick auf den Zustand des Schiffs, die Mannschaft und in den Laderaum. Haben wir alles Nötige an Bord? Wie hoch ist die Chance, es zu schaffen? Nichts anderes ist eine Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse.
Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen im Unternehmen? Wie schätzen andere diese ein?