Ohne Gesundheit ist alles wertlos
Unsere Gesundheit ist das höchste Gut, das wir besitzen. Je besser Körper, Geist und Seele zusammenarbeiten, desto solider ist das Fundament, auf dem sich unsere unternehmerische Schaffenskraft entfalten kann. Sie ist die Grundlage für Durchbrüche, springende Punkte und Momente, in denen der Groschen für eine 10-Millionen-Euro-Idee fallen kann. Leider ist diese Harmonie von Körper, Geist und Seele alles andere als selbstverständlich. Gesundheit, das ist – vor allem für Männer – jene Quelle scheinbar endloser Kraft und Unbesiegbarkeit, mit der wir leidenschaftlich dem Wahn erliegen, die Welt täglich aus den Angeln heben zu können. Welch ein Trugschluss! Mit Elan schöpfen wir aus dem Vollen. Leider geht der Krug nur so lange zum Brunnen, bis er bricht.
Ein Beispiel für diese Zukunftsblindheit ist unser sogenanntes Gesundheitssystem, in dem Gesundheit schlicht als die Abwesenheit von Krankheit festgelegt wird. Ziel dieses Systems ist, Symptome ruhigzustellen, ohne dass die Ursachen dieser Anzeichen ins Auge gefasst werden. In der Folge steigen die Kosten für dieses System seit Jahrzehnten, allen Kostendämpfungsgesetzen zum Trotz. Das war so, das wird so bleiben – egal, wie viele Gesundheitsreformen noch als neue Sau durchs Dorf getrieben werden. Dieses System verwaltet Krankheiten mit gigantischem Aufwand und unter enormen Kosten. Die Gretchenfrage lautet: Wie viel gesünder sind wir dadurch geworden? Bei diesem Gedanken breitet sich Nachdenklichkeit aus, der Rest ist Schweigen.
Eine Erscheinung unserer Zeit ist die Tatsache, dass vielen Menschen, was ihr seelisches und körperliches Wohlempfinden betrifft, buchstäblich der Treibstoff ausgeht. Im Glauben, durch noch mehr Leistung, Arbeit und Einsatz unsere Ziele erreichen zu können, verpulvern wir mehr und mehr körperliche und seelische Kraftreserven. Zu spät erkennen wir, wie falsch wir abgebogen sind! Nach jahrelangem Raubbau – zu wenig Schlaf, zu viel Stress, Kaffee, Zigaretten, Alkohol – präsentiert uns der Körper die rote Karte. Dann ist die Krise da, nichts geht mehr. Kurioserweise zeigt diese sich bei jedem von uns verschieden. Die Liste der Krankheiten, die uns gesundheitlich aus der Bahn werfen, ist lang: Depressionen, Herzinfarkte, Tinnitus, Neurodermitis, Bandscheibenvorfälle, Panikattacken und posttraumatische Belastungsstörungen sind nur einige von ihnen.
Den Vogel dieser Zeiterscheinungen schießt ein Phänomen ab, das sich Burnout nennt. Offiziell, im Sinne der internationalen Krankheitsdefinitionen ICD10, ist Burnout überhaupt keine Krankheit. Worum es sich im Detail handelt, darüber zerbrechen sich Forscher, Mediziner und Psychologen seit Jahren den Kopf, ohne bisher zu einer erschöpfenden Antwort gekommen zu sein.
Beklemmend schlimm ist die Situation für die Betroffenen. Das bedrückende Gefühl „es ist überhaupt keine Krankheit“ vermittelt den Eindruck, nicht alle Tassen im Schrank zu haben. Der Glaube, „nicht richtig zu ticken“ oder „nicht hart genug gearbeitet“ zu haben, entfesselt einen Teufelskreis der Selbstentwertung.
Wie sehr die globale Wirtschafts- und Arbeitswelt unserer seelischen Gesundheit zusetzt, zeigt ein Blick in die Statistik. Jeder Dritte in der Europäischen Gemeinschaft hatte oder hat in der jüngsten Vergangenheit ein gesundheitliches Problem mit seelischen Ursachen und Folgen – Tendenz steigend. An diesen Tatsachen kommen wir nicht vorbei. Wie wir damit umgehen, wird in Zukunft zu einer Überlebensfrage.
Wer heute ein Unternehmen leitet, steckt organisatorisch und seelisch in einer brutalen Zwickmühle. Der Tag ist auf 24 Stunden, die Woche auf sieben Tage begrenzt. Um das zu erreichen, was wir uns vornehmen oder glauben, schaffen zu müssen, bräuchten wir locker 48 und mehr Stunden pro Tag. Kaum ist eine Etappe abgeschlossen, erfordert bereits das nächste Projekt unseren Einsatz – nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Wer versucht, diesem Teufelskreis durch immer mehr Leistung zu entkommen, ist verloren. Irgendwann ist der Akku leer. Die Gefahr ist akut. Mehr denn je müssen wir uns um unser körperliches, geistiges und seelisches Wohlbefinden kümmern.
Dafür gibt es einen Trick: Planen wir unsere Zeit für Bewegung, Muße, Entspannung, Spaß und Freude wie einen Geschäftstermin in unseren Tag ein. Das heißt auch: In den Kalender eintragen und nicht absagen, wenn etwas vermeintlich „Wichtigeres“ zu erledigen ist. Stück für Stück entwickeln wir auf diese Weise ein Bewusstsein für den Stellenwert, der diesem unverzichtbaren Thema eingeräumt werden muss.
Öffentliche Förderung begleitet Sie dabei, ihre Ziele und die Wege dahin zu finden. Gesundheit lässt sich nicht erkaufen. Sie ist Teil der Betriebswirtschaft und Unternehmensführung. Wie komme ich zur Ruhe? Was bereitet mir Spaß und Freude? Wie viel Entspannung setze ich dem unvermeidlichen Stress entgegen? Welche körperliche Aktivität ist für mich die passende; als Ausgleich für zu wenig Bewegung? Je mehr wir uns auf diese Fragen einlassen und beginnen, Antworten zu finden, desto größer wird das Gewicht für das unbezahlbare Gut unserer Gesundheit. Ob wir dies Work-Life-Balance oder Ausgeglichenheit nennen, bleibt uns überlassen.