Leadership ist, wer Du bist.
Führen besitzt in Deutschland einen besonderen Zungenschlag. Deswegen sprechen wir lieber von Leadership. So soll das auch auf den folgenden Seiten sein. Konsens ist ein hohes Gut, doch am Ende des Tages muss es Entscheidungen geben, gesagt werden, was getan wird – das ist Leadership. Das braucht Mut und setzt eine starke Persönlichkeit voraus, die beherzt Hand ans Steuerrad einer Firma legt, während sich die Bedenkenträger noch den Mund fusselig diskutieren. Wie Du führst, ist, wer Du bist. So hat es einmal ein kluger Mann formuliert.
Wer führen will, muss wissen, wie Menschen ticken. Braucht eine Antenne dafür, was sie antreibt oder bremst. So, wie wir glauben, dass die Welt sei, so ist sie gar nicht. Die Welt gibt es nicht – sie entsteht in unserem Kopf. „Der Beobachtende bestimmt das Beobachtete“, beschrieb Nobelpreisträger Werner Heisenberg diese Erscheinung. „Bei gleicher Umgebung schaut doch ein jeder Mensch in eine andere Welt“, ergänzt Arthur Schopenhauer. Nur 17 Prozent unserer Sehnerven haben eine Verbindung zur Außenwelt, der Rest sind Rückkopplungsschleifen im Gehirn. Wir sehen nie, wie es ist. Wir sehen nur das, was wir sind: Glaube, Beruf, Besitz, Denkweisen gaukeln uns vor, zu wissen, wie es sei. Mit all dem identifizieren wir uns und glauben: Das bin ich!
Was das mit Führen zu tun hat? Jede Menge. Führen ist das Thema unserer Zeit. Viele scheitern an dieser Herausforderung. Geführt wird von vorne. Führung kommt von innen, aus der Überzeugungskraft der eigenen Persönlichkeit. Sie ist eine Kunst, die aus dem Herzen des führenden Menschen entspringt. Sie ist ein Spiegel der Seele des oder der Vorangehenden. Menschen dahin zu bringen, wovor sie Ängste und Befindlichkeiten empfinden, Grenzen zu überwinden – Führung eben. Das haben Persönlichkeiten wie Alexander der Große, Jesus Christus, Gandhi oder Martin Luther King uns vorgemacht. Führer ziehen an, entwickeln Magnetkraft auf andere Menschen. Diese Begeisterung schafft Sogwirkung, funktioniert am besten, wenn sie unser Kino im Kopf anlaufen lässt und Funken der Begeisterung in unseren Herzen schlägt. „Wer die besten Geschichten erzählt, regiert die Welt.“ So sagte es der Philosoph Plato im alten Griechenland.
Menschen sind Herdentiere, ihr Ziel ist die Gemeinschaft. Dieser Urtrieb besitzt Magnetwirkung, Menschen wollen dazugehören. 98,6 Prozent unserer Gene haben wir mit den Schimpansen gemeinsam – das Tier steckt in uns. Deswegen bezeichnen Hirnforscher die ältesten Teile unserer grauen Zellen als Reptilien- und Säugetiergehirn. Dort schlummern Kräfte, die Millionen Jahre alt sind, denen das Großhirn mit seinem Verstand nur wenig entgegenzusetzen hat. Auf diese Teile in unserem Kopf zielt Leadership. Tut sie das nicht, ist sie erfolglos.
Es gibt nur zwei Situationen, in denen Menschen bereit sind, sich zu verändern und zu entwickeln:
- Begeisterung
- Leidensdruck und Schicksalsschläge. Das Wort Schicksal trifft den Nagel auf den Kopf. Wir werden ins Heil (Salus) geschickt.
Der legendäre Held Odysseus, König von Ithaka, hat mit listenreicher Führung zwanzig Jahre Krieg und Heimreise überstanden und sein Ziel erreicht. Sein Trojanisches Pferd ist ein klassischer Prozessmusterwechsel. Alle Möglichkeiten, den trojanischen Krieg zu gewinnen, waren ohne Erfolg. Weder die Griechen noch die Trojaner konnten auf herkömmlichem Wege die jeweils andere Seite besiegen. Nach zehn Jahren Krieg stellte Odysseus das bisherige Vorgehen radikal in Frage (Prozessmusterwechsel). Dafür stieß er bei den Griechen zunächst auf wenig Gegenliebe. Mit diesem Widerstand ringen Leader immer. Er stellte die entscheidende Frage, für die ihn seine Landleute wahrscheinlich für verrückt erklären wollten:
Wie schaffen wir, dass die Trojaner freiwillig ihre Tore öffnen?
Das war die Lösung: Von Siegern wie Odysseus lernen, heißt siegen lernen. Leadership bringt die Welt voran, während andere zögernd verharren. Daran hat sich seit dem trojanischen Krieg wenig geändert. Leader, Unternehmer, Pioniere kämpfen gegen die Verwalter und Beharrer – seit es uns Menschen gibt (Beispiele: Rad vs. Schlitten, Nokia vs. Apple, Verbrennungsmotor vs. Elektromobilität). Wie steht es mit Ihrer Kraft und Ausdauer, diesen Spagat des Leaderships auszuhalten? Es geht nicht darum, jemandem zu zeigen, wo es langgeht. Es geht um das Entwickeln innerer Begeisterung, das Erwecken eines inneren Antriebs.
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ (Antoine de Saint-Exupéry)
Leadership kämpft gegen den härtesten Klebstoff der Welt – die Macht der Gewohnheit. Veränderung und Entwicklung lösen Ängste aus. Im Gefängnis der Gewohnheit stehen die Türen offen, die meisten Menschen bleiben. Fünf Punkte sind beim Führen wesentlich:
Geführt wird von vorne.
Führen durch Vorbildfunktion.
Führen ist tun und handeln, weniger reden.
Führen löst Gefolgschaft aus.
Wie Du führst, ist, wer Du bist.
Führen bedeutet, Menschen in Bewegung zu bringen und auf ein Ziel in Bewegung zu halten.
Leadership öffnet den Blick für das Neue
Wir beharren gerne. Was wir haben, geben wir ungern wieder her und verklären die Vergangenheit. Halten an dem fest, was ist. Wir versuchen, Neues zu verhindern, im dem wir das Alte bis zum Erbrechen wiederholen. Änderung ja, aber nicht bei uns. Leadership bedeutet, dies zu unterbrechen und das Weiße im Auge möglichen Scheiterns zu sehen. Mehr Leistung zu fordern, bedeutet, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Erst die Bedingungen zur Möglichkeit und Entwicklung schaffen. Ein guter Leader fragt: Was macht Entwicklung und Zukunftsfähigkeit unwahrscheinlich? Genau das schließt er aus. Das Wichtigste zwischen Leader und Team ist Vertrauen. US-General Norman Schwarzkopf sagte es so: „Leadership ist eine kraftvolle Mischung aus Strategie und Vertrauen. Wenn du auf eines verzichten musst, verzichte auf die Strategie.“
Wie gut funktionieren Leadership und Führung in Ihrem Unternehmen?
Führen erzeugt Sog- und Magnetwirkung im Team. Wie steht es um Ihre Fähigkeiten, diese Dynamik in Ihrer Belegschaft auszulösen? Führen lässt sich lernen, so, wie jede andere Fähigkeit. Wer sich auf einen Blick von außen einlässt, kann als Mensch und im Unternehmen an dieser Aufgabe wachsen. Denn: Wie Du führst, ist, wer Du bist!