Die Bedeutung einer Botschaft
bestimmt immer der Empfänger
Mann, war das ein Vortrag! Jede Pointe, jedes Highlight saß. Die Dynamik meiner Rede lag zum Greifen nahe in der Luft des Raumes. Ich war ergriffen von mir selbst und meinen Worten. Leider war ich mit dieser Meinung allein im Saal. Alle anderen im Zuschauerraum hatten von meiner überwältigenden Performance nichts mitbekommen. Und so spürte ich nach dem Ende meines Vortrages eines der ältesten Gesetze aus der Welt der Kommunikation: Die Bedeutung einer Botschaft bestimmt immer der Empfänger. Es ist egal, wer was wie sagt, es zählt nur, was davon am anderen Ende rüberkommt und verstanden wird.
Wer in einer Partnerschaft lebt, kann dies mit der Fülle seiner Auswirkungen häufig spüren. Legendär präzise bringt Loriots Sketch „Das Frühstücksei“ die Sache auf den Punkt. Mit dem Satz „Bertha, das Ei ist hart“, entzündet sich der Funkenflug des kommunikativen Ehewahnsinns. Am Ende heißt es: „Ich bringe sie um, morgen bringe ich sie um!“
Klarheit ist in diesen Situationen friedensstiftend und die Seele des Spiels. Wer will was, wie und bis wann? Ganz wichtig: Wie ist die Botschaft beim Empfänger angekommen?
Es wurden schon Ehen geschieden, weil der eine Partner dem anderen 20 Jahre ahnungslos die falsche Brötchenhälfte reichte. Nach zwei Jahrzehnten des Zusammenlebens eskalierte die Situation. Ehemänner haben die ausdauernde Fähigkeit, über Jahre ihrer Gattin Kaffee zum Frühstück anzubieten, obwohl diese nur Tee trinkt.
Wer in der Kommunikation meint, etwas zu wissen, ist nie auf der sicheren Seite der Botschaft. Die erreichen wir nur durch Nachfragen. Das jedoch erfordert Mut, denn vielleicht ahnen wir, dass die gesagten Worte nicht jene Wirkungskraft entfalten konnten, wie wir uns erwünscht haben.
Dazu ein weiteres Beispiel aus dem Universum partnerschaftlicher Kommunikation. Wie oft schon fiel nach gemeinschaftlich körperlicher Begegnung der Satz: „Schatz, wie war ich?“ Wer die Gesetze der Kommunikation versteht, hängt dieser Frage ab sofort eine zweite, wesentlich wichtigere an: „Und, wie war es für Dich?“ Auch hier gilt: Die Bedeutung einer Botschaft bestimmt immer der Empfänger. Nur, dass wir mal drüber gesprochen haben!